Anti-Antifa in Mittelfranken

„Feindaufklärung“ wird in Mittelfranken von den sog. Freien Kameradschaften über NPD und JN bis hin zu ehemaligen Blood & Honour-AktivistInnen strömungsübergreifend betrieben. Gerade das damals von den Nationalisten Nürnberg herausgegebene Fanzine „Der Landser“ machte durch Anti-Antifa-Artikel auf sich aufmerksam. Darin wurden liberale Lehrer, Journalisten, antifaschistische Jugendliche bzw. Einrichtungen und Aussteiger aus der Neonazi-Szene „geoutet“. Diese Berichte unterscheiden sich insofern von anderen einschlägigen Publikationen, als dass es sich um recherchierte Artikel handelt und nicht, wie häufig der Fall, um Auflistungen von Geschäftsstellen von linken Parteien oder jüdischen Gemeinden, die aus Telefonbüchern abgeschrieben wurden.

Diese Aktivitäten auf relativ hohem „Niveau“ spiegeln eine mitlerweile 20-jährige Anti-Antifa-Praxis der regionalen Neonazi-Bewegung wider. In der Zeit wurden sowohl handwerkliche Fertigkeiten beim Recherchieren und Veröffentlichen verbessert, als auch ein gewisser Basis-Informationspool über die linke bzw. alternative Szene in der Region angelegt. Ein Beispiel für diese kontinuierlichen Aktivitäten ist der Nürnberger Norman Kempken. Seit Anfang der 90er Jahre ist er einer der Drahtzieher dieser „Feindaufklärungskampagne“. Er war Motor beim Erstellen des 1992 erschienen Heftes Der Einblick, dem ersten öffentlichen schriftlichen Ergebnis der damals bundesweit gestarteten Anti-Antifa-Kampagne. Heute ist er im Rahmen der Anti-Antifa Nürnberg aktiv.
Den organisatorischen Anfang in der Region machte die im Deutschen Freundeskreis Franken (DFF) eingebundene und noch heute aktive Anti-Antifa Nürnberg (AAN). In der DFF-Zeitung Junges Franken veröffentlichten sie die ersten „Rechercheergebnisse“. Unter dem Titel „Der ausländerfreundlichste Mitbürger Frankens“ wurden dort antirassistisch engagierte Personen angeprangert. Auch das Bündnis gegen das KOMM, zu dem sich verschiedene rechtsextreme Organisationen zusammenschlossen, entstammt dem DFF. In einer Pressemitteilung erklärte dieses, die CSU, die ebenfalls gegen das KOMM mobil machte, in der folgenden Stadtratswahl im Jahr 1996 zu unterstützen.

Mit der Gründung der Fränkischen Aktionsfront im Jahr 2001 wurde die Anti-Antifa zu ihrem Hauptbetätigunsfelder prokalmiert und maßgeblich gelenkt. So wurden alte wie neue Rechercheergebnisse auf der FAF-Homepage veröffentlicht.

Seit dem Verbot der Fränkischen Aktionsfront im Januar 2004 wird die Arbeit weiter unter dem Lable „Anti-Antifa Nürnberg“ geführt. Logistische Unterstützung erhält die Anti-Antifa Nürnberg unter anderem von dem US-Amerikanischen Neonazis und Gründer der „NSDAP Aufbau- und Auslandsorganisation“ Gary Lauck. So stellte Gary Lauck neben Postanschriften für Informationen und Spendengelder unter anderem die Webseite anti-antifa.net, bis zu ihrer internationalen Abschaltung durch die Initiative jugendschutz.net im September 2008, zur Verfügung. Während dieser Zeit wurden die von der Anti-Antifa Nürnberg produzierten „Rechercheergebnisse“ auch vermehrt von Polizei und arbeitgebertreuen Angestellten genutzt um gegen aktiven Gewerkschaftler in Betrieben zu hetzen oder um in Ermittlungen mit einfließen zu lassen.

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