Offener Brief aus dem französischen Knast

Im folgenden dokumentieren wir einen Brief, der von einem der „Drei von der Autobahn“ geschrieben wurde.

„30.08.19, an alle die mich bzw. uns da draußen unterstützen.

Jetzt sitzen wir, das heißt wir „drei von der Autobahn“, schon fast 1,5, Wochen in Gefangenschaft der französischen Klassenjustiz. Alles hat damit angefangen, dass uns die Gendarmerie auf dem Weg nach Spanien, mitten auf der Autobahn rauzszog und das Auto, gemeinsam mit der deutschen Bundespolizei kontrollierte. Nach dieser Kontrolle kamen wir aufgrund einiger Gegenstände, die die französischen Behörden als gefährlich ansahen, in Gewahrsam.

Im nächsten Schritt kamen wir nach dem Verhör bei der Gendarmerie in die zentrale Gefangenensammelstelle der Police Nationale, die extra für die G7 Gefangenen eingerichtet wurde.

Nach mehreren skandalösen Verhören, teils nachts um vier Uhr, DNA Entnahmen, erkennungsdienstlicher Behandlung u.s.w. wurde uns nach etwa 40 Stunden Gewahrsam im Eilverfahren der Prozess gemacht.

Nochmals anzumerken ist, dass bis dato für den normalen bürgerlichen Staat keine Straftaten vorlagen! Doch aufgrund des riesigen Drucks, der auf der Propagandamaschinerie des französischen Staates lag, um antidemokratische, neofaschistische, neoliberale und rassistische Gesetze zu legitimieren, wurden uns am 23.8.2019 vor dem Tribunal de Bayonne folgende Tatvorwürfe gemacht:

Illegaler Waffenbesitz aufgrund eines Pfeffersprays, das im Auto gefunden wurde, welches in Deutschland völlig legal ist.

Und Bildung einer Gruppe / Versammlung, die nur nach Frankreich gekommen ist, um Schaden an Menschen und / oder Gegenständen anzurichten.

Am Ende der Verhandlung stand eine Haftstrafe von zwei bzw. drei Monaten für nichts. Wir wurden sofort nach dem Urteilsspruch in Handschellen gelegt und ohne die Möglichkeit eines letzten Gesprächs mit unseren Anwälten abtransportiert.

Die Krönung dieses absurden Urteils gipfelte noch darin, dass man uns in drei verschiedene Knäste brachte, um uns noch den letzten Funken Hoffnung zu rauben. Doch das werden sie nicht schaffen!

Wir müssen uns klar werden, in was für einer Zeit wir leben und welche Ziele die Herrschenden damit verfolgen, uns weltweit einzusperren und zu unterdrücken.

Überall auf der Welt sind reaktionäre Kräfte auf dem Vormarsch, überall versuchen sie durch wachsende Staatswillkür, faschistoide Gesetzesverschärfungen, rassistische Abschiebemethoden und durch einen patriarchalen Rollback die revolutionäre bzw. fortschrittliche Bewegung zu schwächen. Doch das werden sie nicht schaffen!

Überall auf der Welt keimt Widerstand auf. Von Biarritz im Baskenland, über Hamburg und Rojava bis nach Hongkong.

Überall auf der Welt kämpfen Menschen für eine befreite Gesellschaft. Und überall auf der Welt versuchen die kapitalistischen Systeme, sich durch steigende Repression zu schützen und die fortschrittlichen Kräfte zu unterdrücken. Doch das werden sie nicht schaffen!

Auch wenn uns harte Zeiten bevor stehen, auch wenn sie uns massenweise einsperren wollen, werden sie nie unser politisches Bewusstsein brechen, dass eine andere Welt möglich ist.

Von den Gipfelgefangenen von Biarritz und Hamburg über tausende GenossInnen in Kurdistan, die inhaftiert sind oder die steigende Verfolgung in Hongkong.

Wir werden das alles zusammen durchstehen, alle zusammen!

Danke an Alle da draußen, die so viel Solidaritätsarbeit leisten und in den letzten Jahren geleistet haben! United we stand! Lasst uns wenigstens in den wichtigsten Punkten unsere Spaltungsmechanismen überwinden! Alle zusammen gegen den Faschismus! Unsere Solidarität gegen ihre Repression!

Diesmal hat es uns getroffen, vor ein paar Wochen die drei von der Parkbank! Und wieder müssen wir uns darauf besinnen, getroffen hat es ein paar einzelne, doch gemeint sind wir alle! Freiheit für alle politischen Gefangenen.

Danke an alle, die sich draußen um uns kümmern, uns Bücher und Post schicken und sich mit uns solidarisieren!

Viele Grüße aus dem französischen Knast! Für die soziale Revolution! Lang lebe die befreite Gesellschaft!

Einer der „drei von der Autobahn““

 

 

Solidarität ist grenzenlos…

…aber es kostet Mühe und viel Geld, sich im fernen Ausland zu engagieren…

Wir fragen nicht, welche Grenzen zu überwinden sind, wenn unsere 3 Genossen eben mal mehr als 1.000 km entfernt und fernab im Knast landen, sondern organisieren Solidarität. Aber wir verschließen auch nicht die Augen vor der notwendigen Anstrengung, Distanz, Kultur- und Sprachbarrieren aus dem Weg zu räumen. Da gibt es so Einiges, was unsere Leute vor Ort brauchen, nicht nur anwaltlichen Beistand.

Das werden wir zweifelsohne schaffen, aber es kostet eben mehr als reines Engagement und daher brauchen wir neben viel Energie eben auch Geld. Hierfür hat die Rote Hilfe Nürnberg – Fürth – Erlangen ein Sonderkonto eingerichtet.

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