Mittwoch 17.06 | einlass: 18.30 Uhr | beginn Infoveranstaltung : 19 Uhr(freier Eintritt) | beginn Konzert: ca. 21 Uhr Info-(10€ /ermässigt 8€) |Stadtteilzentrum Desi | Brückenstr. 23 | Nürnberg
KünstlerInnen und AktivistInnen über die aktuelle Situation in Ägypten
(präsentiert von Desi-Programmgruppe & Radikale Linke)
Ramy Essam, Ahmad Amin (MC Amin) und Karim Rush (Arabian Knightz) sowie eine Aktivistin der Initiative „No to Military Trials for Civilians“ geben uns einen Einblick in die turbulenten Jahre von 2011 bis 2013 und berichten über die aktuelle Situation in Ägypten. Sie klären uns über die Umstände auf, die dazu führten, dass der Befehlshaber der Streitkräfte des gestürtzten Ex-Presidenten Mubarak, General Abd al-Fattah al Sisi 2014 zum neuen Präsidenten ernannt wurde und erläutern was von dem politischen Umbruch von 2011 übrig geblieben ist. Die ReferentenInnen erzählen von dem Alltag und der Perspektive innerhalb des repressiven Vacuums, das sie als oppostionelle Künstler und Aktivisten heute dort erleben und berichten von einer alternativen Jugendkultur gegen den sozialen und politischen Stillstand. Die Veranstaltung beleuchtet die Rolle des Kampfes gegen den IS in der aktuellen Politik Ägyptens und stellt darüber hinaus oppositionelle Bewegungen und deren Arbeit vor.
Ramy Essam wurde durch seine beindruckenden Aufritte auf dem Tahrir Platz in Kairo während der Revolution im Januar 2011 bekannt. Sein Song „Irhal!“ (Verschwinde!) ermutigte die Massen auf den Strassen gegen die 30 Jahre andauernde Diktatur Mubaraks zu protestieren: „ Wir sind alle vereint, das ist unsere Forderung: Verschwinde, Verschwinde, Verschwinde!“
„Irhal!“ wurde international durch YouTube bekannt und wurde in Ägypten als Hymne der Revolution bezeichnet. 2011 wurde es von time Out als dritt platzierter Songs der Charts for World Change ausgewählt. Bald nachdem Ramy Essam zur Ikone der Revolution wurde, nahm ihn das Militär auf offener Strasse gefangen und folterte ihn.
Seit seiner Freilassung wurde er kontinuierlich von den ägyptischen Sicherheitskräften belästigt und von der Regierung bedroht. Trotzdem schrieb er weiter Songs und wurde zu Ägyptens erstem Protestsänger und bekanntesten Underground Musiker. Seine Musik vereinigt Elemente aus Genres wie Singer-Songwriting, Rock, Rap und ergänzt sie mit arabischen Einflüssen. Seine Texte sind direkt, provozierend und unbequem und überschreiten häufig die Grenzen des gesellschaftlich Akzeptierten.
Für seine Rolle während der Aufstände in Ägypten wurde er mit dem Freemuse Award (Freedom of Musical Expression) ausgezeichnet und trat in Filmen wie dem Oskar nominierten Dokumentarfilm The Square oder dem deutsche Dokfilm Artwar auf. Wegen seiner politischen Ansichten bekam Ramy Auftrittsverbot in Ägypten, durfte in keinen staatlich oder privat kontrollierten Medien mehr zu Wort kommen und wurde daran gehindert das Land zu verlassen. Im Oktober 2014 wurde er als erste Musiker für das „Safe Cities- visiting artists in residence“ Programm ausgewählt und lebt seit dem für zwei Jahre in Malmö, um von dort aus zu studieren, aufzunehmen und weltweit als Musiker und Aktivist im Auftrag der ägyptischen säkularen Revolutions- und Menschenrechtsbewegung zu touren und Vorträge zu halten.
More Infos:
https://www.facebook.com/RamyEssamOfficial
Music:
Arabian Knightz erlangten Berühmtheit, als sie ihre Single: „Rebel!“ featuring Lauren Hill an dem Tag, nachdem das Internet in Ägypten wieder zugänglich gemacht wurde, veröffentlichten. Die Message des englisch-arabischen Tracks war mehr als deutlich:
“Eyes wide as I see the violence / while you slumber, poverty and hunger break the silence / while the screams of a mother left childless / echo like sirens as the media denies it / masses just buy it ‘cause they keep us all frightened / Rebel!???
DUBCNN bezeichnetet die Arabian Knightz in einem Artikel als die ägyptischen Publik Enemy oder NWA. In ihrer Musik erweitert die Gruppe westlich geprägten Hip Hop um ihre arabischen Einflüssen und Interpretationen. Sie mischen englische und arabische Raps mit traditionellen Erzählmethoden und behandeln in ihren Texten Themen aus Geschichte, Politik, Religion und sozialer Anklage.
2012 konnten AK schliesslich, nach 4 Jahren Verspätung wegen Zensur und zahlreicher Versuche des Mubarak Regimes das Album wegen ihrer „gefährlich angriffslustigen“ Texte und sozialpolitischen Anklage zu verbieten, ihr Debütalbum „Uknighted State of Arabia,“ veröffentlichen. Trotz der angespannten Situation verharren die Arabian Knightz in Ägypten (Kairo) und versuchen, Hip Hop als Protestform voranzutreiben in dem sie Workshops und Initiativen starten um gegen Zensur in Kunst und Musik vorzugehen und junge Ägypter in dem Genre unterrichten und fördern.
More Infos:
https://www.facebook.com/ARABIANKNIGHTZ.AK
http://www.arableaguerap.com
Music:
„No To Military Trials for Civilians“- kurz: No Mil. Initiative ist eine der wenigen marginalen grassroot Strukturen in Ägypten. Die Gruppe bringt Vertreter verschiedenster sozialer Spektren zusammen. Gemeinsam versuchen Aktivisten, Anwälte, Medienvertreter, Familien, Nachbarschaften und politische Gruppen die Militärverfahren für die ca. 50.000 gefangenen Demonstranten der Revolution zu beenden.
Die No Mil. Initiative konnte durch ihre Aktionen bereits langjährige Gefängnisstrafen umkippen und entwarfen einen Gesetzesentwurf gegen die Militärverfahren, der dem Parlament der abgelösten Regierung übergeben wurde. Darüber hinaus setzten sie sich gegen Polizeifolter und andere Misshandlungen, denen Aktivisten in Ägypten noch immer ausgesetzt sind, ein und stellen Rechtsbeistand für die Opfer der Militärgerichte und deren Angehörige.
More Infos:
http://en.nomiltrials.com
Mit der Kombination von Vortrag und Performance möchten wir, sowohl ein Update über die Geschehnisse in diesem Teil des Mittleren Ostens bieten, als auch Interesse seitens des deutschen Publikums an einem Teil der dortigen Widerstandsbewegung und Protestkultur wecken. Musik spielte in der ägyptischen Revolution eine grosse Rolle und ist heute eines der wichtigsten Werkzeuge um Ansichten zu verbreiten und an die Menschen heranzutreten, um gemeinsam auszusprechen was von allen gedacht wird.
Daneben erwarten wir, dass unsere Referenten währen der Tour viele Eindrücke und Ideen sammeln, die sie mit nach Hause nehmen können und dort mit Ihren Leuten teilen. Denn obwohl Deutschland und Ägypten nicht vergleichbar sind, bieten Selbstorganisierung, Solidaritätsarbeit und eine unabhängige (Sub-) Kultur Ansätze, die sich in der ägyptischen (Jugend-) Kultur anwenden lassen und dort Perspektiven aufzeigen können.